Seit zwei Jahren betreibe ich einen Stammtisch für meine Schüler und Schülerinnen. Damit meine ich ein regelmäßiges, legeres Treffen, bei dem wir uns -- Kinder sowie Lehrpersonal -- nur auf Deutsch unterhalten. Wir sitzen jeden Freitag an unserem gewöhnlichen, für uns reservierten Tisch (in der Mensa, aber immerhin) und plaudern. Das sind Lernende in den 6. bis 10. Klassen, die in der Sekundarstufe Deutsch lernen. Manche sprechen zu Hause Deutsch, manche sind sozusagen Null-Anfänger und können zunächst mal nur 'Hallo' sagen; der Löwenanteil der Kenntnisse liegt natürlich irgendwo dazwischen. Ich fasse jetzt kurz meine Erlebnisse zusammen, falls das für andere Lehrer und Lehrerinnen von Hilfe sein kann.
1. Die Kinder brauchen einen Stammtisch. Das ist also ein Muss. Wer außerhalb des Klassenzimmers mal die Gelegenheit hat, sich in der Zielsprache zu versuchen, merkt sich auch innerhalb des Klassenzimmers viel mehr. Und nicht nur merken -- der Beobachter wird zum Teilnehmer. Aktive Sprachfertigkeiten werden geübt und verbessert, die im Unterricht aus welchem Grund auch immer vernachlässigt werden können. Teilnahme am Stammtisch ist also bei mir ein Teil des Unterrichts und zählt genau wie Hausaufgabe zur Note.
2. Der Stammtisch muss obligatorisch sein. Ich habe es mal so versucht, dass die Lernenden freiwillig kommen könnten. Und so ist der Stammtisch gescheitert. In dem Alter brauchen sie meiner Erfahrung nach mehr Struktur und Aufforderungen als bei älteren Zielgruppen, die vielleicht autodidaktischer sind und aus eigenem Interesse eine Sprache aussuchen.
3. Der Stammtisch kann aber nicht nur pflichtgemäß funktionieren. Obligatorisch sein heißt nicht (nur) trocken sein, routinemäßig sein, langweilig sein. Im Ersten Jahr habe ich meinen Schülern gesagt, sie mussten alle zwei Wochen kommen. Inzwischen habe ich das auf einmal im Monat reduziert. Manche haben selbstverständlich weniger Lust auf ein gemeinsames, deutschsprachiges Essen als andere, und dass muss ich schließlich akzeptieren. Damit es nicht nur immer die üblichen Verdächtigen sind, stelle ich als Lehrer selber die 4 Gruppen fest, und wir wechseln die Gruppen jede Woche ab. Natürlich dürfen Kinder öfter als alle vier wochen kommen, wenn sie wollen. Das machen auch viele.
4. Es wird geholfen, nicht korrigiert. Die Lernenden dürfen sich gegenseitig fragen, wie ein Wort auf Deutsch heißt und ob es 'der Zimmer' oder 'das Zimmer' ist. Das Lehrpersonal ist dafür da, in Zweifelsfällen was zu erklären. Und auch oft das Gespräch zu steuern. Aber eine Regel gilt immer: der Lehrer korrigiert nicht. Beim Stammtisch geht es wirklich nur darum, dass die Kinder deutsche Sätze und deutschsprachige Diskussionen wagen. Man wagt etwas Neues und Schwieriges meistens nur dann, wenn man sich traut, wenn man sich wohl fühlt. Würdest du dich wohl fühlen, wenn du dauernd unterbrochen würdest? Langsam nicht mehr, oder? Würdest du dich in einer komischen, fremden Sprache versuchen, wenn du das Gefühl hättest, 90% deiner Aussagen wären falsch? Langsam nicht mehr. Natürlich darf man die Lernenden korrigieren -- im Unterricht. Bei der Hausaufgabe. Bei Prüfungen. Sollten sie aber nicht mindestens ab und zu die Chance haben, die Sprache unbesorgt und frei, als Mittel zum Zweck des freundlichen Kommunizierens, zu verwenden? Das schaffen sie mit Unterstützung. Nicht mit Pedanterie.
Friday, May 29, 2015
Tuesday, May 5, 2015
ngụy and quisling: etymology as world history
There's more than one interesting back-story to the etymology of ngụy and quisling, two words which I saw as translations for each other in the placards placed below museum exhibitions on the Vietnamese/American war in the Da Lat museum. Vidkun Quisling was the Norwegian fascist who took control of the Norwegian government in a 1940 coup d'etat and collaborated closely with the Nazi German regime. His last name is now a common noun: a quisling refers to any collaborator with an enemy during an occupation. A government that collaborates with the enemy is not quite the same thing as a "puppet state" -- a government directly set up by the enemy -- but the meanings are nevertheless quite close. Thus, for the Vietnamese government, the Americans were the enemy, and Ngo Dinh Diem was a quisling. This means that the museum's use of the word quisling to refer to the ARVN must have been fully intentional and correct (at first I thought it was an accident or a mistranslation) in accordance with their political interpretation of that government.
As for the word ngụy, the story goes back all the way to around 200 B.C., to the Wei state of China (current-day Central/Eastern China). The Vietnamese word ngụy descends from the Chinese word for this state (in Pinyin, Wei, or 魏, which in old Chinese phonology was pronounced closer to Nquj -- much closer to the Vietnamese!). The Wei state was conquered in 225 B.C. by the Qin state during the Qin wars of unification -- the first time historical China was united under one rule, forever changing its history as a nation state. I need some help reading the Vietnamese article that explains the word ngụy, but it appears to be the case that the Qin empire regarded Wei as a false and illegitimate state -- a "puppet state" -- and thus the name of the state itself became synonymous with an illegitimate government. The word ngụy appears to also have a general meaning of pseudo- or camouflage in other contexts. The word ngụy in post-1975 Vietnam appears to be a very important word that is applied to governments ranging from the Nguyễn Dynasty to French Indochina to the American war period.
I really like these words because they show you the power of language to take you back across time and understand the world as it was seen by others. To some extent, each word we use is a link to a history that is waiting to be retrieved.
Learning about war history with students in Da Lat while camping: Fun, Adventure, and Education! |
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